Kaderschmiedearbeiten

Die neue Saison wird per Preetzisionsmangement und luhukayscher Akribie generalstabsmäßig vorbereitet, ein Aufmarschplan für die kommenden Kampfeinsätze mustergültig erarbeitet und ein wuchtiger Sturmangriff der unwiderstehlichen Art auf das erste Tabellendrittel gestartet.
So stellt man sich das jedenfalls als selbst in die Jahre gekommener aber an  Geschichtsvergessenheit leidender Liebhaber der “Alten Dame” sehnsuchtsvoll vor.

Die alte preußische Infantriedoktrin vom unwiderstehlichen Sturmangriff, die sich beim Niederschlagen des Boxeraufstands zum letzten Mal bewährt hatte, war vor 100 Jahren mit verantwortlich, in welchem Ausmaß die Kanonen gemästet worden sind und der angestrebte Platz an der Sonne in Strömen von Blut versenkt wurde†
Soviel an dieser Stelle zur jubilarischen Würdigung alter Berliner Vorgehensweisen.

Der leichtfertige Gebrauch militaristischen Vokabulars bei der Beschreibung der anstehenden fußballerischen Auseinandersetzungen (Please mention the war!) sollte aber einer eher sportlichen Betrachtungsweise anheim fallen, bzw. nicht ganz so ernst genommen werden, zumal Deutschland beim Überseeeinsatz seines Expeditionskorps auch sein schwerstes Sturmgeschütz zu hause gelassen hat, womit wir wieder beim Thema sind.
Pierre-Michel Lasogga, genannt Bär, ein Sturmtank der Extraklasse mit der zweitbesten Torquote der vergangenen Spielzeit musste für uns normalsterbliche Bundestrainer eigentlich dringend mit nach Brasilien fahren. Wieso Jogi, nachdem PML nun auch schon mal eingeladen war, auf seine Nominierung verzichtet hat, ist völlig unverständlich, ein Zusammenhang mit dem anstehenden Idiotentest will man da schon gar nicht mehr ausschließen.
Nominell nur einen Stürmer mitzunehmen, der schon ein wenig in die Jahre gekommen ist und dessen Verletzungsanfälligkeit in letzter Zeit auch stark zugenommen hat, könnte sich rächen, obwohl Mirek ein ganz netter ist und Poldi, Götze, Müller und Reus auch im Sturm spielen können.
Auf die Option mit der Brechstange zu verzichten, bzw. Klose Mitte der zweiten Halbzeit raus zu nehmen, wenn er denn bei den Verhältnissen so lange durchhält und wen zu bringen, der nochmal richtig an den Ketten zerrt, ist nur als sträflicher Leichtsinn zu bewerten.
Der Matchplan, den sich die Gegner der deutschen Mannschaft zurecht legen, dürfte in erster Linie von “internationaler Härte” geprägt sein, was bei den Filigranisten Özil und Götze seine Wirkung nicht verfehlen wird. Da ist es überlebenswichtig jemanden zu haben, der die Physis mitbringt, voll dagegen zu halten und die Lücken zu reißen, in die Müller und Reus zum Torerfolg durchstoßen können, am Beeindruckensten war aber wie Lasogga seine Entschlossenheit zum Torabschluss nochmal gesteigert hat.

Spielerqualitätsanforderungen

Der Bär hat seine Qualitäten beim HSV eindrucksvoll unter Beweis gestellt, der Bär kann gehen und zwar zurück zu Hertha, dass das das Beste für ihn ist, davon müsste er allerdings noch überzeugt werden, bzw. seine Mutter Kerstin, dabei werden ein paar Blümchen nicht ausreichen, eine nennenswerte Auffrischung der Haushaltskasse wird sich wohl nicht vermeiden lassen.
Ob er in der Premier League in seinen  jungen Jahren als “German Sturmtank” die Breschen in Abwehrbollwerke reißt und entscheidende Treffer landen kann oder als “Rheinish Krautwickel” verrissen und verfrühstückt wird, ist eine spannende Frage. Antworten werden im Laufe der nächsten Jahre gegeben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er auf dem Großparkplatz in der niedersächsischen Rübensteppe anheuert, scheint noch am Größten zu sein. Normal möchte man da nicht tot überm Zaun hängen, geschweige denn ohnmächtig auf der Ersatzbank schmoren, aber da kennt er sich schon etwas aus.
Die Hertha-Mannschaftsführung muss ihm dringend nahebringen, dass seine Entwicklungschancen an der Spree die Besten sind, garantierte Einsatzzeiten und die nötigen Erholungspausen sowie ein überzeugendes Handgeld für die Vertragsverlängerung von 3-4 Jahren. Dazu braucht es noch einen qualifizierten Zweitstürmer wie Konan, der Volllstrecker. Auf einen Spieler dieser Art wartet man in Berlin seit “Erpelwilli” seinen bereit gestellten Geldkoffer nicht abgeholt hat, woran sich sicherlich auch nur die Älteren werden erinnern können, falls überhaupt.
Der restliche Kader nimmt langsam Konturen an: Mit Hegeler kommt nochmal ein Spezi vom Cheftrainer aus augsburger Tagen, Stocker sollte den geforderten Ansprüchen auf der linken Seite auch genügen und Plattenhardt darf dahinter dicht machen. Leasingrückläufer wie Bastians und Sahar sollten da zu wenig Platz haben und müssten wohl auf dem Grabbeltisch verramscht werden, da wurde bei der Vereinsführung das erforderliche Fingerspitzengefühl des öfteren schmerzlich vermisst, aber dafür haben sie jetzt Gelegenheit zu üben. Mit Franz und Kluge hat man sich ja nun gütlich geeinigt und Kobi in die verdiente Rente geschickt, aber Burchert, Janker, Holland, Niemeyer und Wagner müssen noch vom Qualitätsmanagementsystem ausgesondert werden, Ronny sollte noch als Sonderfallregelung bearbeitet werden.

Mannschaftsentwicklungshilfe

Erfolg ist im Fußball nur mit dem Erzielen von Toren zu erreichen, dazu braucht es jemanden, der die Dinger vorne reinmacht. Dass der “Bär” zu Beginn der letzten Saison zum HSV abgeschoben wurde, war für mich eine Riesenenttäuschung, die allerdings durch den guten Saisonstart etwas kompensiert werden konnte. Umso schmerzlicher machte sich das Fehlen in der Rückrunde bemerkbar, aber auch schon vorher waren einige Spiele dabei, die noch einen echten Impuls von der Ersatzbank hätten gebrauchen können. Das macht den besonderen Wert von Lasogga aus, dass er ein mitreißender Fighter ist und das in seinem Alter.
Dass er sich dabei manchmal etwas zu straff aufpumpt, wie im Rückspiel der Relegation zu sehen war, ist völlig  normal, auch dass die Luft dann wieder abgelassen werden muss. Ihm das vorzuhalten, ist völliger Blödsinn, vorallem im Vergleich zum Gebaren einiger gesetzter Herren, das in der vergangenen Saisson zur Aufführung kam.

Eine Entscheidung von PML wird in der kommenden Woche erwartet, die charakterlichen Schwächen oder sogar Dummdreistigkeit, die ihm von einigen Herthaanhängern in den einschlägigen Foren unterstellt werden, sind meiner Einschätzung nach völlig haltlos.
In dieser Situation nicht in aller Ruhe auf Muttis Schoß mit dem Daumen im Mund den Weisheiten aus 18 langen Spielzeiten vom Stiefpappi  zu lauschen, den man früher als Pannen-Olli kannte, und das Für und Wider aller Optionen durchzugehen, das wäre geeignet Pierre-Michel Hirninsuffizienz zu diagnostizieren.
Warum das bei dem Einen als Cleverness und Abgezocktheit beim Gehaltspoker und bei Anderen als Unverschämtheit und undankbare Gier wahrgenommen wird, liegt natürlich an der Perspektive, die Beteiligung von Frauen wie Gaby S. und Bianca I. verschiebt sie dann gerne in Richtung: Geht überhaupt nicht. Dass beim Bär Mama Kerstin die Verhandlungen führt, geht wohl noch darüber hinaus, besonders weil sie ein knallharter Profi ist, bei der noch unbändiger Beschützerinstinkt hinzu kommt.

Trainerkarussellbremser

Von Wayne Rooney hieß es, als er bei ManU anfing, dass er noch mehr Muffe vor seiner Mutter hätte als vor Sir Alex. Wie man sich auf Trainerbänken und in Managerbüros gegen solche Furiositäten durchsetzen kann, wird auf keiner Sporthochschule gelehrt.

Preetz und Luhukay sind vollkommen auf die Aufgabe fokussiert, unsere olle Hertha wieder in der Bundesliga zu etablieren, der Trainer beschäftigt sich mit nichts anderem während er in Berlin ist als mit Fußball: Trainingspläne, Aufstellungen, Rekonvaleszenten, Gegnerbeobachtungen, Scouting und das ganze Pipapo.
Wie gesund das in der Form ist, muss jeder für sich selbst beantworten.
Dass Thomas Tuchel sein Amt in Mainz zu Verfügung gestellt hat, bei dem es so ausgesehen hat, dass er sich mit noch größerer Intensität aufs Coaching konzentriert hat als JoLu, war eine ganz dicke Überraschung im Saisonfinale, wobei man nicht weiß, soll man ihn dafür bewundern oder bemitleiden.
Nachhaltige Trainingsarbeit kann nur aus einer gesunden Mischung aus Anspannung und Lockerungsübungen dauernden Erfolg haben. Wieweit sich Herthas Cheftrainer in die Arbeit vertieft, dass er über keinen Tellerrand mehr gucken kann, kann nur vermutet werden. Die Rückrunde sah aus, als habe es nicht wirklich eine Strategie gegeben.
Wenn man Ronny zum Spitzenverdiener macht und nicht ausprobieren will, ob er sich einen Spielrhythmus erarbeiten kann, ist das mindestens Geldverschwendung, das gleiche gilt für Brooks, die hoffnungsvollen Talente müssen auch die Gelegenheit bekommen, sich bewähren zu können.
Mit welchen Intentionen, die Qualität der Mannschaft weiter entwickelt werden sollte, war überhaupt nicht zu erkennen. Bei Ronny steht zu befürchten, dass er nach dem Abgang von Ramos ganz vereinsamt und es wohl besser wäre, sich vom Brasilianischen Ballzauber zu verabschieden und auf japanischhe Verlässlichkeit und Disziplin zu bauen, Kiyotake vom Club wäre sicherlich ein brauchbarer Ersatz.

Für eine fehlende Strategie, die Fußballsparte des Vereins als Ganzes weiter zu entwickeln, gibt es keinen Ersatz. Ob JoLu für diese Übung der richtige Leiter ist, wurde hier schon bezweifelt.
Der gefragteste Fußballlehrer in Deutschland, von dem zu vermuten ist, dass er in nächster Zeit über das nötige Maß an freien Denkkapazitäten verfügt, sollte zumindest für die detaillierte Ausarbeitung eines Konzepts gewonnen werden.

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 08. Juni 2014 um 01:32 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Helden, Hertha abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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3 Kommentare

  1. Wenn Hertha mit Trainer Jos Luhukay und ohne den oben so hochgelobten Sturmtank Pierre-Michel Lasogga gleich zu Beginn der neuen Saison in eine üble Ergebniskrise rutscht, könnte die Frage nach neuem Trainer, neuer Spielidee und dann wohl auch neuem Manager ganz schnell aufkommen. So kennen wir das Geschäft.

    Aber dass sich in einer solch hochdramatischen Krisensituation ein begehrter Trainer wie Thomas Tuchel als Retter für Berlin begeistern lassen würde, finde ich weit hergeholt. Die Ramos`schen Transfermillionen sind dann ja schließlich schon verjubelt. Und aktuell ist der Spieler-Kader bis zum Platzen aufgebläht. Für einen starken Neuanfang mit anderem Konzept wäre die Ausgangslage so doch denkbar ungünstig.

    Ich hoffe ganz stark, das Luhukay und Preetz aus der missratenen Rückrunde die richtigen Schlüsse gezogen haben. Im besten Fall schlagen Hegeler, Stocker, Plattenhardt, Haraguchi und Heitinga? ebenso gut ein, wie vor einem Jahr die Spieler Baumjohann, Langkamp, Cigerci, Skjelbred und mit Abstrichen Bergh.

    Kommentar: Linienrichter – 09. Juni 2014 @ 17:06

  2. Energisches Forechecking und schnelles Umschaltspiel ist auch zur WM die erfolgbersprechenste Methode Fußball zu spielen. Eine gut stehende Abwehrformation mit rasanter Ballzirkulation auszuspielen ist um einiges schwieriger und mindest genau so laufintensiv und ein echter Reißer im Strafraum unerlässlich.
    Leider war überhaupt nicht zu sehen, dass hoffnungsvolle Spieler sich weiterentwickelt hätten, obwohl die Bedingungen in der Rückrunde fast optimal waren: Es gibt auch nur noch Mukhtar, Schulz und Brooks, dass der Trainer in der Innenverteidigung lieber Kobi spielen lässt, ist doch krank.
    Qualität wird eingekauft, nicht zur Bundesligareife weiter entwickelt.
    Das Konzept “Hertha pur” ist mir zu puristisch, ich hätte lieber “Fußball satt”, die Erfolge der Nachwuchsmannschaften führe ich eher auf die Talentdichte zurück. Es wird sicherlich ordentliche Arbeit geleistet, nötig wäre aber exzellente mit einem durchstrukturiertem Konzept.
    Dafür sollte man bei Tuchel mal anfragen wenn er richtig runter gefahren hat und sich langsam wieder rantastet möchte, “hochdramatische Krisensituationen”, wo er sich selbst gerade noch in Sicherheit gebracht hat, sind da wohl weniger zielführend.

    Kommentar: maenne – 10. Juni 2014 @ 12:16

  3. Beim Trainerkarussell öffnen und schließen sich Zeitfenster.

    Herthas Zeitfenster für eine Trainerverpflichtung ist derzeit fest verschlossen. Das Team Luhukay und Preetz ist nach außen hin stabil, hat Ideen, einen Plan und ist erfolgreich. Um eine Palastrevolution anzuzetteln, reichen Defizite in der Nachwuchsförderung nicht aus.

    Sicher, der Traum von einem starken Ausbildungsverein Hertha BSC mit hoher Durchlässigkeit für Nachwuchsspieler hin zum Profibereich liegt irgendwie auf Eis und das ist sehr schade. Denn womöglich spielen alle Eigengewächse, Brooks, Schulz, Holland, Gersbeck, Sprint und Mukhtar, in der kommenden Saison keine ernst zunehmende Rolle in der Mannschaft.

    Aber dass Jos Luhukay nicht auf junge Spieler setzen will, sehe ich nicht. Schließlich hat sich der 22-Jährige Tolga Cigerci einen festen Stammplatz erarbeitet.

    Kommentar: Linienrichter – 10. Juni 2014 @ 23:29

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