Grottendämmerung

Ein alter Mann verliert die Geduld, die Nerven und das Spiel, aber niemals die Contenance!

hertha_halbmast

Mit einer beängstigend leblosen Vorstellung in der 2. Halbzeit, bei der Trainer Otto Rehhagel den einzigen Stabilitätsanker in Herthas Defensive, Peter Niemeyer über Bord schmeißt und mit breiter entblößter Brust ins offene frisch gewetzte Messer rennt, ist die “Alte Dame” endgültig im Herzen der Finsternis, dem nackten, Existenz bedrohnenden Überlebenskampf in der ersten Liga angekommen.

“Attack, Attack – Go” home!

Hertha ist auf dem besten Wege einen neuen Negativrekord für die Rückrunde aufzustellen, fehlstartmäßig ist das schon ganz weit vorne, und dass der Abstiegskampf bislang noch nicht wirklich angenommen wurde, lässt die Hoffnung von Spieltag zu Spieltag weiter schwinden. Das Schlimmste, was jetzt noch passieren könnte, wären zwei, drei Unentschieden.

Anstatt den Herren Spielern jetzt ordentlich dahin zu treten, wo garantiert Nichts ins Auge gehen kann, schiebt er ihnen genau da den Rohrzucker bündelweise rein. Ob die Herrschaften in Folge dieser Behandlung sich bemüßigt sehen, die Freundlichkeit aufzubringen, in die Stimmung zu kommen, etwas Bein zu zeigen während der Arbeitszeit, bleibt abzuwarten.

Spannungsbeschleunigung

Was ich im letzten Artikel befürchtet hatte, dass durch einen Sieg der Hertha die 3 Letzten hätten abreißen lassen müssen, ist nicht eingetreten.
Der Abstiegskampf tritt in die entscheidende Phase, es ist wie beim Skat: Grand hand, ohne 3 spiel 4, das Hauptproblem ist, dass man 10 Luschen nicht drücken kann.
Zurzeit sieht es so aus, als hätten Freiburg und Augsburg die besseren Karten, bei Lautern und Hertha riecht es schwer nach Ramsch oder noch schlimmer, man muss was sagen und Null spielen und kann dann getrost wegschmeißen.
Da kann man sich als hammerhartgesottener Herthaanhänger aber immerhin noch auf einen hochbrisanten Abstiegsserienthriller freuen.

Fortschritt oder Rücktritt

Eine echte Perspektive in der ersten Liga ist mit dem derzeitigen Personal der Alten Dame nicht zu erkennen. Bei dem sich abzeichnenden Abstieg muss sämtliches Spielermaterial, was einigermaßen Erlöse verspricht, auf Rudis Restestartrampe und ab in den Orkus.
Von Lasogga vielleicht abgesehen.

Die Vereinsführung hat Ihre Chance nicht nutzen können, Hertha eine langfristig tragfähige sportliche Leitung zu geben.
Man weiß als Anhänger der Hertha gar nicht mehr, ob man sich den Verbleib in der Liga wünschen soll, wenn es zur Folge hätte, dass die Laiendarsteller in Vorstand und Geschäftsführung weiter vor sich hin dilettieren werden. Nachdem der finanzielle Spielraum im neuen Jahrtausend  immer bis an die Bankrottgrenze ausgereizt wurde, lässt sich wohl ein Downgrade auf mittleres Zweitliganiveau nicht mehr verhindern.

Perspektivspielertrainer

Ob dem Herthakader die Bundesligatauglichkeit fehlt oder die Trainer es nur nicht schaffen, den Haufen konkurrenzfähig auf- und einzustellen, ist fast nicht mehr von entscheidender Bedeutung. Bei aller fußballerischen Wertschätzung von Preetz, Tretschok, Covic und vorallem Thon – intelektuell scheinen sie allesamt überfordert. Wenn der Stallgeruch langsam zu müffeln anfängt, sollte dringend benötigtes Knowhow von Außerhalb verpflichtet werden, bevor es dazu übergeht zum Himmel zu stinken.

Ralf Rangnick ist da eine erste Adresse, die Geschäftsführung muss sich dann aber im Klaren sein, dass sie dann nur noch Erfüllungsgehilfe sein kann und sich mit eigenen kreativen Vorstellungen möglichst ganz raus halten sollte.
Die Trainerbelegschaft der unteren Mannschaften sollte dann auch nach Maßgabe des Cheftrainers bestallt werden, wobei die fußballerischen Meriten nicht das ausschlaggebende Kriterium sein sollten, sondern auch pädagogische und vorallem die Fähigkeiten ein vorgegebenes System zu lehren und zwar so dass es fast alle verstehen können und wenigstens den Versuch andeuten, es auf dem Platz umzusetzen.

Dass eine solche Neuausrichtung erst von der drohenden Pleite und dem bevorstehenden Absturz in die Bedeutungslosigkeit erzwungen werden muss, macht die ganze Sache so traurig.
Dass Rangnick oder ein Trainer ähnlichen Zuschnitts die Herausforderung als Aufgabe für sich entdecken könnte, der Bundeshauptstadt die Struktur zu einer Erlebnisfußballkultur zu implementieren und nachhaltig zu entwickeln, lässt die Hoffnung weiter auf kleiner Flamme glimmen.

Die Hoffnung stirbt nie!
Sie wird aus dem Vereinsregister gestrichen.

Dieser Beitrag wurde am Montag, 27. Februar 2012 um 20:28 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Helden, Hertha abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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1 Kommentar

  1. Die Hertha-Flagge auf Halbmast ist das absolut passende Bild zur derzeitigen Lage. Wie versteinert saß ich vor der Glotze, als kurz nach der Auswechslung von Peter Niemeyer das Unheil seinen Lauf nahm. Wie schon beim Debakel in Stuttgart rennen plötzlich alle Spieler planlos durcheinander und lassen sich wie eine Schülermannschaft ausspielen. Schrecklich.

    Meine ganze Hoffnung (wie sollte es auch anders sein) liegt auf dem derzeit Verantwortlichen, auf Otto Rehhagel. Der Abstieg muss unbedingt verhindert werden. Denn der Neuanfang mit neuem Trainer, neuem Spielsystem und neuen Spielern lässt sich im unteren Tabellendrittel der 1. Bundesliga viel, viel leichter bewerkstelligen, als über den extrem steinigen mit hoher Scheiter-Wahrscheinlichkeit behafteten Umweg 2. Bundesliga. Wenn man erstklassige Trainer und erstklassige Spieler für ein neues Berliner Projekt begeistern will, sollte man auch besser erstklassig spielen.

    Kommentar: Linienrichter – 28. Februar 2012 @ 11:27

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