Crunchtime in der Knautschzone

Hertha BSC stellt den eigenen Heimniederlagenrekord in der Bundesliga ein.

Mit einem glimpflichen 0 : 6 gegen den FC Bayern war die Alte Dame dabei noch ordentlich notversorgt worden. Schon nach 20 Minuten war die Latte vom Zaun, der Drops gelutscht und die Gurke im Glas.
Dass der Franzose auf dem linken Flügel durchbrechen wollte, wie im letzten Artikel gemutmaßt, darauf musste man sich vorbereitet haben. Dass Fanol Perdedaj ihn stellen und ausschalten sollte, war allerdings eine Hoffnung, die man ihm hätte ersparen sollen.
Der erste Bayernangriff legte die Untauglichkeit der rehhagelschen Matchfehlplanung schon gnadenlos offen, als Ribery fast unbedrängt zur Grundlinie durchging und Gomez mustergültig bediente, der völlig freistehend aus 5 Metern erstmal kläglich vergab.

Betonfacharbeiter

Um richtig Beton anzurühren, dazu braucht man normaler Weise gut ausgebildete erfahrene Facharbeiter,  die unterstützt und abgesichert werden von ganz zähen Kämpfern mit der Mentalität eines sardischen Eisenbiegers. Diese Art Sicherungsarbeiten in der Defensivstatik der Herthaabwehr konnten eigentlich nur Lell und Niemeyer leisten, die zweifache Umstellung, als Alles schon zu spät war, offenbarte auf schmerzvollste Weise die Überforderung der sportlichen Leitung.
Das System 4:1:4:1 kann duchaus als Doppelcatenaccio betrachtet werden, wenn der 6er bei Angriffen über den Flügel rechtzeitig in die Abwehrkette einrückt, leider war Ribery für diese Spielweise einfach zu schnell.
Es muss zum Bedauern festgestellt werden, dass Hertha in allen Mannschaftsteilen sowohl auf dem Rasen als auch auf der Bank gedanklich und läuferisch vollkommen hinterher war.

Keine Zweifel- Verzweiflung

Zweifel an Rehhagel werden vom Manager strikt untersagt, dafür macht sich langsam Verzweiflung bei der Mannschaft und vorallem bei ihrem Anhang breit.
Der Cheftrainer geht derweil seinen staatstragenden gesellschaftlichen Verpflichtungen nach und führt seine gesammelten Meriten spazieren, um sich gebührend dafür feiern zu lassen. Dabei scheint das Engagement bei Hertha nur das Mittel zu sein, die eigene Wichtigkeit in die Öffentlichkeit zu transportieren.
Man muss allerdings eingestehen, dass auch noch an der individuellen Legende gearbeitet wird mit anschließender Unsterblichkeit in den lichten Höhen des Fußballolymps, sollte der Absturz der Hertha in den Tartaros noch abgewendet werden.

Generationswechselfieber

Am Samstag kommt es beim einzigen Auswärtsspiel, das gegen einen Mitkonkurrenten um den Abstieg ausgetragen wird, zum Kampf vom Nestor gegen den Benjamin der Trainergilde. Wie alt man wirklich aussehen kann, wird besonders deutlich, wenn der Kontrast richtig herausgearbeitet wird.
Ein neuer aufstrebender Fixstern am Fußballlehrerhimmel, dem man einen Karriereplan unterstellen darf, der ihn für Meisterschaftsaspiranten besonders interessant macht, auf seinem Weg zum Zenit trifft auf einen Überriesen, der in einer letzten Anstrengung nochmal hell aufflackert und dabei seine Hülle abstößt, die demnächst als planetarischer Nebel in den unendlichen Weiten der Belanglosigkeit dahinwabert.
Es ist aber auch noch möglich, dass die erste Größenklasse mit der allerletzten Kraftanstrengung gehalten werden kann und den anderen Kollegen, der noch nicht alt genug ist, bundespräsidiabel zu sein, als Sternschnuppe entlarvt.

Dafür würde man in Kauf nehmen, sich beide Daumen zu brechen.

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 21. März 2012 um 02:04 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Helden, Hertha abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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1 Kommentar

  1. Für die 2. Bundesliga war Hertha betontechnisch noch bestens ausgestattet. Typen wie Lell, Niemeyer, Hubnik, Aerts und Mijatovic versprühten Kampfeswille, Galligkeit und schmerzhafte Härte, die Garant für Punkte und Siege waren. in der schnelleren 1. Bundesliga stoßen Lell und Niemeyer oft an ihre Grenzen und Kapitän Andre Mijatovic ist eindeutig zu langsam. Leider scheint zu allem Überfluss ohne den Haudegen Mijatovic die Mannschaftshierarchie flöten gegangen zu sein. Sein Innenverteidiger-Ersatz Christoph Jancker hat keine derartige Führungsqualität zu bieten.

    Otto Rehhagels Idee, den überaus sympathischen, mit allen Wassern gewaschenen (asbachuralten) Levan Kobiashvili zum Leader im Abstiegskampf zu machen, steht in Mainz auf dem Prüfstand. Ich kann mich noch an einen Spiel entscheidenden Zweikampf aus der 2. Bundesliga erinnern, als Leader Kobiashvili den etwas zarter besaiteten Bochumer Mimoun Azaouagh nicht böswillig aber doch zielstrebig aus dem Verkehr zog. Kobiashvili hat das Zeug dazu, Hertha mit Leidenschaft durch den Sumpf auf’s Trockene zurück zu führen. Ein letztes Aufbäumen der Alten (Rehhagel und Kobiashvili) gegen die Generation Tuchel, der die Bundesliga-Zukunft gehört.

    Kommentar: Helmut – 22. März 2012 @ 12:57

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