Hertha verpasst den Zug nach Europa

Hertha BSC gegen VfL Wolfsburg war ein durchwachsenes Spiel, bei dem schon in der ersten Szene deutlich wurde, dass Hertha nicht den richtigen Zug zum Tor hatte, als nach 3 Minuten auf der linken Außenbahn alle Signale auf grün standen, aber Allagui leichtfertig den Ball vertändelte.
Dann gingen die Schranken runter und es kam der Güterbummelzug.
Nach gefühlten 150 durchgerollten Kesselwagen kam ein Ball von Ramos aus halbrechter Position in den Strafraum der Wölfe und fand nach einer kleinen Flippereinlage den Weg ins VfL-Tor, letzter Bumper Skjelbred, der sich nach ganz schwachen Leistungen langsam wieder zurück in Form spielt.

Versöhnungsgeschenkideen

Nach dem Rückstand schnürten die Wölfe ein wenig um den Herthastrafraum, ohne dass es zu größeren Sorgenfalten führte, lediglich eine leichte Mulmigkeit auf dem Mollenfriedhof breitete sich aus.
Dann wurde Ramos perfekt und in idealer Position vom Wolfsburger Medojevic angespielt, ein Geschenk, das ein Klassestürmer annehmen muss, es sei denn, er versucht die Ablöse zu drücken, was bei Adrian zur Zeit  unvorstellbar ist, muss man doch fest annehmen, dass er Alles gibt, um mit Kolumbien nach Brasilien zu fahren.
Ein Geschenk mit Schleifchen und Grußkarte, zugestellt per Einschreiben mit Rückschein, das Ganze auch noch ausreichend frankiert und abgestempelt, wird vom Herthagoalgetter in beleidigender Weise verschmäht.

Ein Heber nach dem reflexhaft noch ein Bierchen geordert werden musste, die Gräber des Mollenfriedhofs taten sich auf, die Mulmigkeit wich einem schweren Grummeln. Solche Dinger zu versemmeln, wird in der BuLi fast immer bestraft. Sky-Kommentator Fritz von Turnt und Tutnix oder so ähnlich fing gleich damit an und führte vor, dass er sich mit Vornamen jenseits von Fritz und Franz im Kleinkrieg befindet, Tolgay und Haime spielten und auch sonst war unüberhörbar, dass er von Tuten und Blasen keinen blassen Schimmer hat, obwohl er ein Posthorn im Wappen führt und an Blasiertheit ganz schwer zu übertreffen ist. Schade, dass das Spiel ihn so gar nicht interessiert hat, eine zwingend überzeugende Demonstration, warum man Sky nicht buchen sollte. Prekär, dass man nur da die Spiele ordentlich sieht, fernsehtechnisch und in voller Länge.
Die Befürchtung, dass das mit dem Dreier zu hause wieder nichts wird, zog sich durchs ganze Spiel, Hertha war über die meiste Zeit das agilere Team, Gustavo hätte nach einem taktischen Foul unbbedingt die Gelb-Rote sehen müssen und Ben Hatira hätte den Ausgleich machen müssen. Die anderen verlorenen Spiele dieses Jahr verliefen in beängstigend ähnlichen Prozessen ab. Gegen völlig verunsicherte Schwaben hat man jetzt die Gelegenheit den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern und dann entsprechend befreit die Saison zu Ende zu spielen.

Aufwärtstendenztrends

Monetarisch geht es Hertha so gut, wie lange nicht, genau seit Dieter H. gekommen war und die 30 Mios von der Ufa verbraten hat, nochmal gut die gleiche Summe an Schulden verbrannt hat und dann noch die Kohle, für die er das Tafelsilber der “Alten Dame” versetzt hatte, so dass man die Mannschaft kaum noch aus den laufenden Einnahmen bezahlen konnte. Dafür bekam man als Fan manchmal ganz ordentlichen Fußball geboten.
Das wurde mit dem Megadeal jetzt ausgeglichen, gut 60 Millionen und diesmal Alles in Euro sollten für einen stetig verbesserten Spielbetrieb sorgen, weil endlich wieder sowas wie finanzieller Spielraum da ist. Der Tanz ums blau-weiße Kalb hat die Fokussierung auf das Wesentliche etwas gestört, dazu kamen Ausmusterungen von Spielern, die das nicht ohne weiteres akzeptieren wollten.
Die Stürmerfrage steht auch noch mitten im Strafraum. Man kann es Ramos nicht übel nehmen, wenn er zum Höhepunkt seiner Kickerkarriere nochmal um die ganz großen Trophäen spielen möchte.
Kloppos BVB dürfte schon gebucht haben, nach allem was man so hört, ist pekuniär wohl noch einiges zu machen, bei Interessenten wie Atletico, Monaco oder den Gunners riecht das förmlich nach richtig Geld.

Perspektivmannschaftsgefüge

Lasogga wird hoffentlich einen längerfristigen Vertrag in Berlin unterschreiben, wie man Wagner zeitnah los wird, ist wahrscheinlich das größere Problem.
Das größte Perspektivpotential, das man im Westend zu bieten hat, ist die intellektuelle Herausforderung die Strukturen so heraus zu arbeiten und zu nutzen, das mittelfristig eine konkurrenzfähige Mannschaft in der Championsleague spielt. Ob JoLu dafür der geeignete Mann ist, darf bezweifelt werden, der Start der Rückrunde sieht nach ersten leichten Verschleißerscheinungen aus.
Thomas Tuchel sollten die sportlichen Möglichkeiten, die er in Mainz nicht haben dürfte, bei der Hertha eindringlich nahegebracht werden. Berlin ist nicht mehr ganz so arm, was die Sache vom Fußballerischen aus betrachtet nicht weniger sexy machen sollte.
Das wäre ein Projekt für 2015, bis dahin sollte der amtierende Cheftrainer konzeptionell überzeugende Maßnahmen ergreifen dürfen, er hat alle Drücker in der Hand.

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 19. Februar 2014 um 02:50 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Hertha, Memmen abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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2 Kommentare

  1. Jos Luhukay Entscheidung, Sami Allagui gegen Wolfsburg auf der linken Seite zu bringen, floppte leider so ziemlich. Auf Herthas Außenbahnen tut sich einfach wenig. Nico Schulz scheint tief in einer Formkrise zu stecken, Änis Ben-Hatira wurde durch seine Verletzung meilenweit zurückgeworfen, Johannes van den Bergh wird hinten sicher dringender gebraucht und Marcel Ndjeng konnte auf der rechten Seite, wie so oft, nach vorn kaum Akzente setzen. Ndjengs Stärken liegen eher bei Standards (auch nicht immer) und im Defensivverbund.

    Herthas Verschleißerscheinungen sind dem Aufsteiger-Kader geschuldet. Die Mannschaft spielte monatelang am oberen Limit und hatte in der Hinrunde oft das Glück auf ihrer Seite. Bei der aktuellen Situation Trainer Jos Luhukay in Frage zu stellen, ist eindeutig überzogen. Dann schon einen Nachfolger aufzurufen, scheint sinnlos provokativ. Fakt ist aber auch: Länger als 3-4 Jahre halten sich Trainer nur selten im Bundesliga-Zirkus. Und wie Jos Luhukay während einer sportlichen Krise agiert, hat man als Hertha-Fan bislang auch noch nicht erlebt.

    Kommentar: Linienrichter – 19. Februar 2014 @ 10:27

  2. JoLu als Cheftrainer wird überhaupt nicht in Frage gestellt, schon gar nicht öffentlich, das wären ja Zustände wie beim HSV, die kennen gerade wir älteren Herthafans noch zur Genüge.
    Die Vereinsführung hat finanziell die Bedingungen geschaffen, die nun sportlich umgesetzt werden müssen: Jos Luhukay ist da jetzt in Zugzwang, ihm ist durchaus zu zu trauen, dass er ein System wie bei Ajax im Wedding/Westend implemtieren kann, wie das auf Neudeutsch heißt. Ich habe da nicht das volle Vertrauen, das kann am holprigen Deutsch liegen, eine versierte pädagogische Fachkraft mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen wird ganz sicher auch noch gebraucht, Ausstrahlungskraft ist ebenfalls wichtig, dass die Talente der weiteren Umgebung an Hertha nicht vorbei kommen.
    T. Tuchel ist sicher eines der hoffnungsvollsten Trainertalente, dessen Engagement eine große Mehrheit der Herthafans begrüßen würde, da heißt es rechtzeitig die Fühler auszustrecken und ggf. die Unterschriften schnell zu trocknen.
    Eine Persönlichkeiit wie V. Finke, G. Rohr oder R. Rangnick als Rektor des Herthagymnasiums würde die Sache an der richtigen Stelle abrunden.

    Kommentar: maenne – 19. Februar 2014 @ 13:15

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