Durststrecke 2014, Prost Neujahr!

Das 133. Hertha-Kalenderjahr ist ein Grund zu größerer Besorgnis, 31 Punkte reichen normal nicht für den Klassenerhalt. Dass Dinos und anderes Urgestein noch scheißer spielen, ist nicht wirklich beruhigend, dass der Abstiegskampf in der Rückrunde das volle Potenzial an Spannung entfalten wird, davon darf man immerhin ausgehen – etwas worauf schon ein wenig Vorfreude aufkommen will.
Madame ist dieses Jahr nie so richtig in die Chaussons gekommen, wie der Franzose sagt, die alte Wundertrantüte hat fast in jedem Spiel nach allen Seiten hin überraschen können.
Beim Pokal-Aus auf der Alm, wo es doch Sünde gibt, anders ist das nicht zu bezeichnen, was die Alte Dame da angeboten hatte, eine längere Läuterung im Fegefeuer eines ausgedehnten Straftrainingslagers wäre das Mindeste gewesen, nachdem der Chefcoach unaufgefordert Versprechungen für den Wettbewerb verlautbart hatte.
Obwohl es das erste Elfmeterschießen war, das ich in einer langen Fankarriere im Stadion erleben durfte, verschärfend kam hinzu, dass ich mir halbzeitig 2 Bierchen gegönnt hatte, weil ich nicht ein zweites mal für das Würstchen anstehen wollte, die Belastungsprobe für die Blase war weit weniger schlimm als die nervliche. Die Unfähigkeit der Hertha, mit zunehmender Spieldauer das Tempo anzuziehen, war kataklysmisch. Dass man vorher und nachher auch  noch im Stau stehen musste, rundete das Bild richtig ab – nie wieder Bielefeld.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Paarung nächste Saison in Liga 2 stattfindet, ist leider nicht von der Hand zu weisen.

Ligaleidensbereitschaft

Der nächste Schritt vom Aufsteiger zu einer etablierten Bundesligamannschaft konnte trotz bestem Willen und der nötigen Kohle nicht vollzogen werden, ganz im Gegenteil: Die Einkäufe, die die fehlende Qualität in den Kader bringen sollten, waren für die Stabilität des Teams eher abträglich, die neu verpflichteten international erfahrenen Kollegen Kalou und Heitinga, die genau den Unterschied ausmachen sollten, haben ihre Kaltschnäuzigkeit vorallem als eklatante Söldnermentalität zum Besten gegeben.
Salomonische Äußerungen bei gleichzeitiger unterirdischer Einsatzbereitschaft könnten der nächste Schritt in Richtung Untergang gewesen sein, die weiteren Auswirkungen muss man abwarten.
Die Personalpolitik von Trainer und Manager besticht hauptsächlich durch Ungeschicklichkeiten und wenig elegantem Wegducken vor der Verantwortung.
Dass beim 0:5 gegen 18,99 – das Spiel an sich war schon der finale Tritt in den Allerwertesten der Fanseele – Brooksi auch noch zum Sündenbock gemacht werden musste, setzte dem übergelaufenen Fass die Krone auf, der Trainer disqualifiziert sich meiner Meinung zum wiederholten Male, wenn er die Schuld öffentlich einzelnen Spielern zuschreibt, zumal wenn es sich um Talente handelt, deren gezielte Entwicklung krasse Streuverluste aufweist.

Der Umgang mit Spielern, die als nicht weiter zielführend eingeschätzt werden, ist geeignet aufstrebende Talente weiträumig nachhaltig abzuschrecken, dass dabei Gerichte bemüht werden müssen, ist preetzise und menschlich betrachtet der absolute Offenbarungseid.

Ergebnisfußballfreunde

Seltsamer Weise war es immer nur ein Spiel, das Hertha in Verzug war, angefangen beim 1:3 gegen Mainz, das gegen die Wölfe wieder rausgebissen wurde, ein Spiel, das fast der Beginn einer wunderbaren Heimsiegserie gewesen wäre, dann kam 96.
Selten wurden Spielerverpflichtungen aus der Konkursmasse eines Absteigers wie dem Club in ihren Auswirkungen so deutlich, Kiyotake als “man of the match” und Plattenhardt als Döllmer des Spieltags waren die Protagonisten dieses Trauerspiels.
Kiyotake ist genau der Mittelfeldantreiber, den Old Lady am Bittersten nötig hat, wobei  beiläufig die japanische Berufsauffassung kickermäßig keine Wünsche offen lässt, da hält man Bushido nicht für einen neuköllner Gangsterrapper, sondern versteht darunter die völlige Hingabe an den Arbeitgeber. Für Chefs, die Schwierigkeiten im Umgang mit eigenwilligen Charakteren haben, sollte das für ein Engagement eigentlich zwingend sein.
Plattenhardt, der vom Papier her auch ein plausibler Transfer gewesen ist, scheint das Schicksal von Bastians zu ereilen und bei Hertha einen kräftigen Karriereknick für die weitere Laufbahn zu bekommen, ein weiteres abschreckendes Beispiel für aufstrebende Fußballer, Hertha möglichst weiträumig zu umdribbeln.

Aber selbst ein Spiel, das so offenkundig zu tage liegende Probleme bloßgelegt hat, konnte mit Glück durch den ersten Auswärtssieg in Köln kompensiert werden, dass danach gegen die Bayern das Spiel bis zum Schlusspfiff offen gehalten werden konnte, hat nicht wirklich für das ausgiebige Frieren entschädigt, war aber mehr, als man sich vorher zu wünschen getraut hätte. Der Sieg gegen Dortmund in einem 6-Punktespiel auf Messers Schneide hat erneut das Potenzial von Brooks eindringlich gezeigt, der auch schon in Köln bester Mann auf dem Platz war und sich zunehmend zum Fels in der Spülung entwickelt.

Kaderschmiedearbeiten

Ich wiederhole mich nicht wirklich gerne, aber wie im Artikel zur letzten Spielzeit schon erwähnt, sind die Aufgaben für das sportliche Führungspersonal immer noch die gleichen. Die Alte Dame hat nun wahrhaftig auf ihre alten Tage keine Zeit zu verschenken, fast wünschte man sich, dass die Heuschrecke der Geldvernichtung ein Ende bereitet und dafür sorgt, dass die Entwicklung der Marke Hertha BSC in qualifiziertere Hände übergeben wird.

Damit ist leider im nächsten halben Jahr nicht allzu fest zu rechnen, dann aber sind Koryphäen wie zum Beispiel Ralf Rangnick wieder auf dem Markt, denen eine herausfordernde Aufgabe als Sportdirektor in einer überaus interessanten Stadt schmackhaft zu machen ist, die Trainerfrage stellt sich dann hoffentlich nicht für die 2. Liga.

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 27. Dezember 2014 um 03:26 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Helden, Hertha, Memmen abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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1 Kommentar

  1. Die Karre steckt tief, sehr tief im Schlamm. Und als Fan macht man sich Sorgen. Kämpferisch kann man der Hertha-Mannschaft bislang keinen Vorwurf machen. Aber spielerisch läuft einfach nix zusammen. Und nun droht auch noch die Stimmung zu kippen.
    Mit Valentin Stocker, Salomon Kalou und John Heitinga hat die sportliche Leitung im Sommer drei richtig gut verdienende Spieler verpflichtet, damit sich der Verein im sicheren Mittelfeld der Bundesliga etabliert. Und nun passen alle drei so gar nicht in die Mannschaft und es gibt wieder Abstiegskampf. Hups.

    Guckt man nur auf die Spiele der Alten Dame, scheint der Abstieg unausweichlich. Das 0:5 Debakel gegen Hoffenheim hat der schwachen Hinrunde eine denkbar unrühmliche Krone aufgesetzt. Wären da nicht acht weitere Teams, die punktemäßig genauso schlecht dastehen wie die Blau-Weißen, könnte man verzweifeln.

    Ein wenig Zeit hat Jos Luhukay also noch, den Hertha-Dampfer endlich auf Kurs zu bringen. Ein Sieg in Bremen wäre da sicher förderlich.

    Kommentar: Linienrichter – 28. Dezember 2014 @ 00:10

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