Im Schein der roten Laterne

Die Messer sind hinreichend gewetzt, ob sie noch passgerecht zwischen die Zähne der Hertha-Spieler implementiert werden können, ohne sich ins eigene Fleisch zu schneiden und eine blutige Lippe zu holen, ist die spannende Frage für den weiteren Verlauf der Rückrunde.
JoLu hat das Ergebnis seiner seltsamen Mannschaftsführungsqualitäten präsentiert bekommen – leider viel zu spät – spätestens zu Weihnachten hätte er wieder ganz im Kreis seiner Familie das neue Jahr planen dürfen, dafür muss man ihm nun alles Gute wünschen.

Pal Dardai holt sich als neuer Cheftrainer nach dem überraschenden Punktgewinn in Mainz im Oly gegen Freiburg eine blutige Nase ab. Wenigstens hält er es für möglich, dass er die Verantwortung dafür zu übernehmen hat – die Aufstellung und Vorbereitung hatte an Naivitäten auch keine Wünsche offen gelassen.
Das Spiel für sich gesehen kann nur als Entlassungsgrund gewertet werden, aber auch junge Trainer müssen Fehler machen dürfen, allerdings sollten sie sich dabei Spiele aussuchen, bei denen es nicht ums nackte Überleben geht.
Statt eines Befreiungsschlags wurden die Messer selbst ausgeklappt, in die man dann gelaufen ist. Streng besehen waren es zwei leichte individuelle Fehler, die zu den Toren führten: Hegeler als Innenverteidiger musste den Passweg beim ersten Gegentor zulaufen, agierte in der Situation aber lediglich als interessierter Zuschauer. Es war zugegeben auch der beste Platz im Stadion, das Tor zu bestaunen.
Beerens als Bewacher des linken Torpfostens beim Eckball steht einen halben Meter hinter der Torlinie, auf der Linie kann er den Ball normal mit einer Vierteldrehung lässig klären. Der Move war in meiner Jugendzeit als “Lady Bump” bekannt, dass Roy den nicht kannte ist normal, aber was er da genau gemacht, dazu fällt mir nur “Menneken Schiss” ein. Das Erstaunlichste dabei, wie der Ball zwischen so einer vollen Hose und dem Pfosten durchgepasst hat.
Die offensiven Bemühungen waren allerdings noch bemitleidenswerter. Die volle Trainingswoche wurde dazu genutzt, die Mannschaft müde zu trainieren, die dann auch noch durch eine Reihe von Umstellungen völlig verwirrt wurde, Ergebnis: Hühnerhaufen. Ronny als Abräumer vor der Abwehr zu bringen, lässt aber auch an dem letzten bisschen Fußballverstand starke Zweifel aufkommen.

Abstiegskampfformation

Die Experimente des neuen Cheftrainers sind sicherlich noch nicht vorbei, aber die Lehren, die aus dem Freiburgspiel anscheinend gezogen worden sind, geben Hoffnung, dass der Abstiegskampf in allen Mannschaftsteilen angenommen wird.
Die Innenverteidigung mit Brooks und Hegeler dürfte der Vergangenheit angehören, Hegeler gegen Mainz noch “Man of the Match”, gegen Freiburg schon sehr fraglich, gegen Wolfsburg beim Siegtor von Dost macht er dann deutlich, dass er den Job als Innenverteidiger noch nicht wirklich richtig verstanden hat.
Langkamp hat wieder mehr Sicherheit und Stabilität in den Abwehrriegel gebracht, da sind die beiden letzten Spiele ohne Gegentor ein kräftiger Hoffnungsschimmer und Brooks hat absolut das Zeug ein Klasseinnenverteidiger zu werden, was für den Weg der Alten Dame in Richtung Europa eine zwingende Voraussetzung ist.
Aus einer fett stabilen Defensive schnell auf Angriff umschalten  und  Ballgewinne aus einem energischen Forechecking jenseits der Mittellinie, die normal erheblich gefährlicher sind, sollten das zukünftige Erfolgsrezept sein. Das hat in den vergangenen Spielen auch einige Male geklappt, die Abschlussaktionen waren eher dürftig.
Die Mannschaftsaufstellung  für die letzten 10 Spiele wurde mit jedem Spiel deutlich sichtbarer.
Im Tor ist Kraft gesetzt, als Viererkette hat sich Pekarik, Langkamp, Brooks und Plattenhardt rausgegliedert, davor auf der 6 Lustenberger und Skjelbred mit Cigerci, Vorne Stocker und Kalou mit Ronny, Ben-Hatira, Schulz, Haraguchi und Beerens vorzugsweise in der Reihenfolge. Die flexible Tannenbaumtaktik, bei der Lusti zur Not in die Abwehrkette verschiebt, könnte gegen Schalke ein ganz zähes Ding werden, das ultimative Aufeinanderprallen der Fünferketten.
Im roten Laternenschein ist sowas verzeilich.

Wundertrantüte Hertha

Die “Alte Dame” wäre nicht mehr sie selbst, wenn die Achterbahnfahrt diese Saison nicht ungebremst weiter ginge.
7 Punkte aus 5 Spielen ist eine ganz ordentliche Bilanz, und der Reigen der 6-Punkte-Schiksalsbegegnungen reißt in nächster Zeit nicht ab, die Ausbeute von 1,4 Punkten pro Spiel ist aber auch nötig, um relativ sicher die Klasse zu halten.

Wir, die “Freunde der italienischen Oper”, waren mit dem Boss ja alle bei Rigoletto und wissen deshalb “La Donna é mobile”. Aus langjähriger leidvoller Erfahrung ist in absehbarer Zeit mit einer tiefgreifenden Änderung nicht zu rechnen und so müssen wir uns weiter von Spiel zu Spiel zittern und auf eine überraschende Siegesserie hoffen. Schalke ist der ideale Gegner damit anzufangen, von den 4 folgenden 6-Punktespielen darf man eigentlich keins verlieren, aber normal hilft nur Gewinnen, dann könnte Mitte April vorm Spiel gegen die Überbayern schon Alles klar sein.
Die langweiligen bedeutungslosen Spiele der letzten Rückrunde waren der Grund für die jetzige Misere, diesmal sollte es auf des Messers Schneide bis in den Kraichgau gehen.

Knautschke forever!

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 10. März 2015 um 01:17 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Allgemein, Hertha, Memmen abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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2 Kommentare

  1. Herthas Angstgegner Nummer 1 ist Schalke 04. Blau-Weiß gegen Blau-Weiß kennt seit Jahren nur einen Gewinner. Den letzten Sieg über Schalke feierten die Hertha-Fans 2006. Seitdem gab es sage und schreibe 11 Niederlagen und ein mickriges 0:0 Unentschieden. Samstag bin ich mit Verstärkung aus der Duden im Stadion. Es muss doch endlich möglich sein, diesen verdammten Fluch zu brechen. Deshalb, Schalke wegzuhauen, wäre für mich das mit Abstand geilste Highlight der Saison. Den Klassenverbleib natürlich vorausgesetzt.

    Kommentar: Linienrichter – 10. März 2015 @ 10:31

  2. Mental sind die Knappen völlig ausgepowert nach dem Ding in Madrid, gegen Wolfsburg war die Chance für Hertha schon groß zu punkten, gegen Schalke muss man den Hauer endlich von der Kette lassen.
    Schreit sie nieder!

    Kommentar: maenne – 11. März 2015 @ 11:56

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